Ergonomie
22.06.2018

Gesundheitsbeschwerden am Arbeitsplatz: Nackenschmerzen

Jeder von uns hat sie sicher schon einmal erlebt: Nackenschmerzen. Eine falsche Bewegung und der Schmerz schießt durch das Genick. Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden am Arbeitsplatz, insbesondere bei der Industriearbeit. Eine hohe Zahl der Mitarbeitenden aus dieser Branche klagt über gesundheitliche Probleme, die durch ihre Arbeit verursacht werden. Diese Situation ist nicht zeitgemäß, denn gesunde Arbeitsbedingungen zählen zu den wichtigsten Faktoren für die Mitarbeiterzufriedenheit. 

Darum möchten wir uns in der Reihe „Gesundheitsbeschwerden am Arbeitsplatz: Ursache, Symptome, Lösungen“ genauer mit körperlichen Belastungen bei der Arbeit, ihren Folgen und möglichen Lösungsansätze befassen. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns dem Thema Nackenschmerzen. Weitere Beiträge behandeln Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Müdigkeit.

 

Nackenschmerzen bei der Arbeit

Nackenschmerzen gehören wohl zu den unangenehmsten Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates, da das Genick den Kopf ausbalanciert. Jede Bewegung wirkt sich auf den Nacken aus, sei es beim Laufen, Stehen, Gehen oder dem Verlagern des Gewichtes von einem Bein auf das andere. Die Nackenmuskulatur ist ständig im Einsatz, um die Bewegungen auszugleichen und den Kopf in einer aufrechten Position zu halten. Der Schmerz ist darum besonders präsent und kann sich negativ auf die Produktivität der Mitarbeitenden auswirken. Während Büroangestellte häufig trotz Schmerzen im Nacken weiterarbeiten, betreffen Arbeitsausfälle aufgrund von Nackenschmerzen häufig Industriemitarbeitende, denn sie sind in ihrer Bewegung stark eingeschränkt und können deshalb nur Tätigkeiten ausführen, die ohne viel Bewegung erledigt werden können. Diese Tätigkeiten machen jedoch nur einen Teil ihrer Aufgaben aus Daher zählen Nackenschmerzen neben Rückenschmerzen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle bei Industriearbeitenden.

Ein schmerzender Nacken ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen, Schulterschmerzen, Kieferproblemen, Schwindel und Konzentrationsschwäche führen. Diese Symptome beeinträchtigen die Arbeitsqualität und -effizienz erheblich. Gesundheitliche Beschwerden am Arbeitsplatz sollten in jedem Unternehmen ernst genommen werden, da das Wohlbefinden der Mitarbeiter eine hohe Priorität hat. Gesunde Mitarbeitende sind zufriedene Mitarbeitende, die gerne Leistung erbringen und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Der erste Schritt zur Besserung der Beschwerden besteht in der Ursachenforschung.

 

Häufige Ursachen von Nackenschmerzen

Industriearbeitsplätze werden zunehmend technischer und oft arbeiten Beschäftigte an Bildschirmen oder Bedienelementen für Maschinen. Egal ob im Stehen oder Sitzen: Diese Art von Arbeit erfordert häufig eine statische Haltung, die über Stunden hinweg kaum verändert wird. Kommen dann noch Fehlbelastungen oder Stress hinzu, lassen Nackenschmerzen nicht lange auf sich warten. Auch schwere körperliche Arbeit kann zu Überlastungen führen und Nackenschmerzen verursachen.

Beide Situationen überfordern die Muskeln im Rücken-, Nacken- und Schulterbereich. Denn starres Sitzen ohne viel Bewegung und auch eine Überbeanspruchung der Muskeln durch körperliche Arbeit sind unnatürlich und führen zu hartnäckigen Verspannungen. Verkürzungen und Verhärtungen der Muskeln sind die Folge. Wenn dann noch Stress hinzukommt, wird der betroffene Mitarbeiter noch empfindlicher und es entstehen zusätzliche psychische Belastungen, die wiederum zu weiteren Verspannungen führen. Der Teufelskreis setzt sich fort, da Schmerzen Fehlhaltungen verursachen, die die Muskeln weiterhin überfordern. Weitere Schmerzen sind unvermeidbar. Genickschmerzen können zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Am Ende der Spirale stehen zum Beispiel Panikattacken, Depressionen und vor allem ein Arzt, der nur noch schwer feststellen kann, wo die ursprüngliche Ursache liegt.

Können die vorangegangenen Ursachen ausgeschlossen werden, muss der Arbeitsbereich genau überprüft werden. Gibt es an einer bestimmten Stelle Zugluft? Diese kann oft unbemerkt bleiben, aber schwerwiegende Auswirkungen auf den Nacken haben. Ist auch dies nicht der Fall, ist ein Besuch beim Arzt unumgänglich, da auch Entzündungen, Rheuma oder Infektionen die Ursache für Nackenschmerzen sein können.

 

Lösungen gegen Nackenschmerzen am Arbeitsplatz

Bei auftretenden Genickschmerzen am Arbeitsplatz ist es wichtig, schnell zu handeln, um den Teufelskreis zu unterbrechen. Häufig wirken sich eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes und die richtige Haltung so positiv auf die Mitarbeitenden aus, dass Nackenschmerzen schnell verschwinden. Falls die Nackenschmerzen stressbedingt sind, reicht eine Umgestaltung allein jedoch oft nicht aus. In solchen Fällen müssen zusätzlich die Arbeitsabläufe und das Arbeitspensum optimiert werden. Klagen Mitarbeiter trotz ergonomischer Arbeitsplätze über Schmerzen im Nacken, kann eine Rückenschule dabei helfen, das richtige Verhalten zur Schonung des Rückens und des Genicks anzutrainieren. Denn falsches Sitzen oder Stehen können Verspannungen und schmerzende Muskeln verursachen. Auch die Armhaltung beeinflusst den Nackenbereich. Sind Tisch und Stuhl falsch eingestellt, kommt es zu einer unnatürlichen Armhaltung und wiederum zur Überlastung der Muskeln. Daher ist eine korrekte Sitzhaltung oder Stehhaltung ein wichtiger Schritt zur schmerzfreien Arbeit.

Darüber hinaus hilft Bewegung dabei, Verspannungen zu lösen. Bei Tätigkeiten mit starrer Haltung ist es ratsam, den Arbeitsplatz mehrmals am Tag zu verlassen und sich kurz die Beine zu Vertreten. Treten häufig Probleme mit Nackenverspannungen auf, kann diese Pause für kleine Übungen genutzt werden, um die Muskulatur im Nacken zu lockern. Schulterkreisen, Schulterheben, Dehnungsübungen und eine Mobilisierung der Halswirbelsäule durch behutsames Drehen des Kopfes nach rechts und links können die Muskeln bereits lockern und für Entspannung sorgen.

Um langfristig Nackenschmerzen vorzubeugen, kann ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz bereits helfen. Zusätzlich ist es ratsam, Bewegung in den Arbeitsalltag einzubauen, insbesondere wenn die Mitarbeitenden generell wenig aktiv sind. Für sportliche Menschen kann es hilfreich sein, das Trainingspensum zu reduzieren, um Verspannungen zu vermeiden. Zur Entspannung der Muskeln eignet sich Ausdauersport oder Yoga. Sind die Verspannungen gelöst, beugt die Kräftigung der betroffenen Muskelgruppen weiteren Schmerzen vor. Zudem können Rückensport oder entsprechende Übungen im Fitnessstudio dabei helfen.

Schützen Sie Ihren Nacken durch einen ergonomischen Arbeitsstuhl

 

Ein schmerzfreier Nacken führt zu optimal genutzter Arbeitszeit

Nackenschmerzen am Arbeitsplatz sind keine seltenen Beschwerden und können zu einem unangenehmen Fehlhaltungen und Verspannungen führen. Es ist wichtig, diese Beschwerden ernst zu nehmen und zu behandeln. Sobald die Schmerzen verschwunden sind, sollte man präventive Maßnahmen ergreifen. Ergonomische Sitzmöbel, Stehhilfen und höhenverstellbare Tische können dabei helfen, Nackenbeschwerden vorzubeugen. Regelmäßige Bewegung lockert die Nackenmuskulatur und reduziert Verspannungen. 

Wenn Mitarbeitende keine Nackenschmerzen am Arbeitsplatz haben, können sie ihre Arbeitszeit effektiver nutzen.

Die Arbeit wird präziser, schneller und in hoher Qualität erledigt, wenn keine körperlichen Beschwerden die Bewegungen der Mitarbeitenden beeinträchtigen. Auch krankheitsbedingte Ausfälle, die Gefahr des Verschleißes und des kompletten Ausfalls der Mitarbeitenden werden geringer, wenn die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz zu einem wichtigen Thema im Unternehmen wird.

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