Ergonomie, Produktion
15.11.2018

Einen Montagearbeitsplatz ergonomisch gestalten

Der Montagearbeitsplatz birgt zahlreiche Herausforderungen, von denen jede einzelne zu einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit und schon im Vorfeld zu Demotivation, Ungenauigkeit und Unwohlsein führen kann. Schlechte Körperhaltung, ungünstige Arbeitsbedingungen, Zeitdruck und Monotonie prägen immer noch häufig die Arbeit in der Fertigung. Eine gesunde und effiziente Arbeitsplatzgestaltung verbessert nicht nur die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden, sondern auch ihr Wohlbefinden und die Qualität der Produkte. In diesem Beitrag finden Sie wertvolle Hinweise, worauf dabei zu achten ist.

 

Die Herausforderung des Montagearbeitsplatzes

Der Montagearbeitsplatz stellt Mitarbeitende vor einzigartige Belastungen, die kaum mit anderen Tätigkeiten vergleichbar sind. Eine ergonomische Gestaltung dieses Arbeitsplatzes ist daher von besonderer Bedeutung. Montagetätigkeiten bringen ein hohes Risiko für Arbeitsunfähigkeit mit sich, da sie die Mitarbeitenden sowohl physisch als auch psychisch stark fordern. Haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, mit diesen Herausforderungen richtig umzugehen, bleiben sie langfristig gesund und motiviert. 

Ein ergonomischer Montagearbeitsplatz, der auf die Bedürfnisse des Menschen in seiner Arbeitsumgebung abgestimmt ist, bietet genau diese Möglichkeit.

Der ergonomischen Gestaltung eines Montagearbeitsplatzes geht ein wichtiger Schritt voraus: eine genaue Betrachtung der spezifischen Belastungen, denen Montagemitarbeitende am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. 

Häufig sind Beschäftigte in der Industrie belastet durch:

  • ungünstige Körperhaltungen
  • schlechte Umgebungsbedingungen
  • Zeitdruck 
  • monotone Bewegungsabläufe

Neben Erschöpfung und Müdigkeit können auch Rückenschmerzen die Folge sein.

Im Magazin finden Sie Informationen dazu, wie Sie einen Produktionsarbeitsplatz ergonomisch einrichten können. Der Montagearbeitsplatz erfordert im Vergleich zu anderen Produktionsarbeitsplätzen besondere Aufmerksamkeit. Daher ist es empfehlenswert, den aktuellen Zustand des Montagearbeitsplatzes genau zu überprüfen, bevor mit der Planung begonnen wird.

Erfüllen die allgemeinen Maßnahmen zur Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes die Anforderungen oder müssen hier Verbesserungen vorgenommen werden? Stehen die Mitarbeitenden über längere Zeiträume oder müssen sie sich häufig in ungünstige Körperhaltungen begeben? In solchen Fällen sollten Arbeitsabläufe und Strukturen angepasst werden. Auch das Zeitmanagement sollte überdacht werden, wenn Termine nur knapp eingehalten werden können.

Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die angenehmes Arbeiten ermöglichen. Denn ein ergonomischer Arbeitsplatz stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Nicht nur die Umgebung, sondern auch die Arbeit selbst passt sich den Bedürfnissen der Mitarbeitenden an. Reduzieren Sie den Zeitdruck, gestalten Sie den Arbeitstag abwechslungsreich und vermeiden Sie Monotonie. In der folgenden Übersicht finden Sie eine detaillierte Anleitung, worauf Sie bei der Einrichtung eines gesunden Montagearbeitsplatzes.

 

Ergonomie am Montagearbeitsplatz – für mehr Wohlbefinden und Effizienz

Die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes geht in der Montage weit über eine bequeme Sitzgelegenheit und einen höhenverstellbaren Tisch hinaus. Auch die Umgebungsfaktoren spielen eine entscheidende Rolle, um die Montage angenehm und arbeitsfreundlich zu gestalten.

 

Die Arbeitshaltung

Wollen Sie einen Montagearbeitsplatz gesundheitsfördernd gestalten, sollten Sie zunächst die Körperhaltung der Mitarbeitenden während ihrer Tätigkeit betrachten. Wenn sie den Großteil des Tages ohne Unterbrechung stehen, ist eine Umstrukturierung erforderlich. Denn reine Steharbeit stellt eine große Belastung für den Körper dar und erfordert enorme Anstrengungen, um das Gleichgewicht zu halten. Diese Energie sollte jedoch in die Fertigung des Produkts fließen, nicht in die Körperhaltung.

Die ideale Arbeitshaltung gibt es jedoch nicht. Die Mischung ist entscheidend, denn der Körper ist darauf ausgelegt, regelmäßig die Haltung zu ändern. Kann die Arbeit auch im Sitzen erledigt werden, ist es ideal, den Mitarbeitenden den Wechsel zwischen Stehen und Sitzen zu ermöglichen. Wenn die Arbeit ausschließlich im Stehen ausgeführt werden muss, sollte überlegt werden, ob den Mitarbeitenden zusätzlich eine sitzende Tätigkeit zugewiesen werden kann, damit er im Laufe des Tages die Positionen wechseln kann. Können sich Mitarbeitende an diesen Arbeitsplätzen abwechseln, damit jede Fertigungsstation durchgehend besetzt ist und trotzdem gesundheitsfördernd gearbeitet werden kann?

Darüber hinaus sollten Sie auch berücksichtigen, wie und woher die Mitarbeitenden Materialien und Werkzeuge beziehen und wie sie ihren Fertigungsschritt abschließen. Wenn sie sich bücken, schwere Gegenstände heben oder in ungünstigen Positionen arbeiten müssen, besteht auch hier Handlungsbedarf. Die Regale sollten so gestaltet sein, dass häufig verwendete Materialien n aufrechter Position auf einer Höhe zwischen Brust und Hüfte aufbewahrt werden können.

 

Der Arbeitsplatz

Der Montagearbeitsplatz ist der zentrale Ort, an dem sich die Mitarbeitenden ihre Arbeit verrichten. Hier sollte alles auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Ein wichtiger Aspekt der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung ist die Arbeitshöhe. Jeder Mensch ist einzigartig und das betrifft natürlich auch die Körpergröße. Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin mit einer Körpergröße von 1,75 m kann nicht beschwerdefrei an einem Tisch arbeiten, der ideal für einen Menschen mit 1,65 m Körpergröße eingestellt ist. Die Arbeitshöhe wäre zu niedrig und er oder sie könnte keine aufrechte Haltung einnehmen. Deshalb gehören höhenverstellbare Tische und Sitzgelegenheiten zur Grundausstattung eines ergonomischen Arbeitsplatzes.

Höhenverstellbare Arbeitsflächen sind besonders in der Montage ein unverzichtbares Arbeitsmittel. Die Höhe der Arbeitsfläche muss nicht unbedingt der individuellen Arbeitshöhe entsprechen. Wenn große oder hohe Produkte gefertigt werden, können die Mitarbeitenden die Arbeitshöhe nach unten korrigieren. Das Arbeiten oberhalb der Herzhöhe (nur etwa 40 cm über der Arbeitsfläche) führt schnell zu Ermüdung. Wenn die Mitarbeitenden feinmechanische Aufgaben ausführen, können sie die Arbeitsfläche hochstellen, um den Abstand zum Objekt anzupassen und die Augen weniger zu beanspruchen.

Ein weiteres wichtiges Thema in Bezug auf die Ergonomie des Montagearbeitsplatzes ist der Greifraum. Die Mitarbeitenden greifen wiederholt über die Arbeitsfläche, um Werkzeuge oder Materialien zu erreichen. Führen sie diese Bewegung falsch aus, können Beschwerden entstehen. Häufig sind schädliche Bewegungsmuster im oberen Körperbereich, den Schultern, Armen und dem Kopf auf eine ungeeignete Anordnung des Greifraums zurückzuführen.

Alle Materialien und Werkzeuge sollten leicht zu erreichen sein. Vorbeugen, Drehen von Rumpf und Schultern, mit gestreckten oder verdrehten Armen greifen oder das Anheben der Arme über Herzhöhe sollten vermieden werden. Die Mitarbeitenden sollten Behälter, Materialien und Werkzeuge daher in einer Höhe anordnen, die bequem erreichbar ist und im direkten Greifbereich liegt. Gegenstände, die häufig verwendet werden, sollten sich idealerweise im Blickfeld befinden. Hierfür benötigen die Mitarbeitenden ausreichend Platz auf seiner Arbeitsfläche, sodass sie alle nötigen Materialien passend anordnen können. Das steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Effizienz und Qualität ihrer Arbeit.

Da Montagearbeitsplätze häufig von mehreren Mitarbeitenden genutzt werden, ist es wichtig sicherzustellen, dass die Tische, Stühle und Greifräume problemlos und schnell angepasst werden können.

Zu den Arbeitsstühlen

 

Das Arbeitsumfeld

Um angenehme Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, ist nicht nur die Ausstattung des Arbeitsplatzes von Bedeutung. Auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle für das Wohlbefinden und eine menschengerechte Arbeit. 

Beschwerden können ausgelöst werden durch

  • zu warme oder zu kalte Raumtemperatur
  • hohe oder niedrige Luftfeuchtigkeit
  • lauten Geräuschpegel

Kopfschmerzen, Verspannungen oder Augen- und Ohrenprobleme können die Folge eines schlechten Raumklimas oder von Lärm sein.

Dabei ist vor allem der Montagearbeitsplatz anfällig für Lärm. Maschinen und Fertigungsgeräusche können einen unangenehmen Pegel erreichen, der gesundheitsschädlich ist und zu Arbeitsunfähigkeit führen kann. Wenn Ihre Mitarbeitenden über längere Zeit großem Lärm ausgesetzt sind, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Hierzu gehören der Einsatz von Gehörschutz, die Modernisierung des Maschinenparks oder eine verbesserte Geräuschdämmung. Denn wer nicht durch Lärm belastet ist, kann sich besser konzentrieren und hat ein niedrigeres Stresslevel.

Die Montage findet häufig in großen Räumen oder Hallen statt. Auf einer Fläche dieser Größe eine konstante Temperatur aufrechtzuerhalten, ist nicht immer möglich. Dennoch sollten Sie darauf achten, dass die Temperatur im Sommer nicht über 21 °C steigt und im Winter nicht unter 18 °C fällt. Innerhalb dieser Temperaturspanne ist es möglich, effizient zu arbeiten, ohne unter Kälte oder Hitze zu leiden. An Montagearbeitsplätzen ist die ideale Temperatur niedriger als in anderen Arbeitsbereichen, da die Montage oft im Stehen und mit aktiven Bewegungen zum Greifen und Montieren erfolgt. Dabei erwärmt sich der Körper, weshalb höhere Temperaturen schnell unangenehm werden können.

Je anspruchsvoller die Arbeit ist und je mehr Personen sich in einem Raum aufhalten, desto wichtiger ist ein ausreichender Luftaustausch im Raum für eine angenehme Luftfeuchtigkeit. Denn sowohl zu trockene als auch zu feuchte Luft schadet auf Dauer dem Körper. Zugluft sollte in jedem Fall vermieden werden, da sie zu schmerzhaften Muskelverspannungen führen kann, die sogar zu Arbeitsunfähigkeit führen können. Die optimale Luftfeuchte liegt bei etwa 50 %.

Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Beleuchtung am Montagearbeitsplatz liegen. Denn für eine präzise Montage ist optimales Licht von großer Bedeutung. Gute Lichtverhältnisse beugen vorzeitiger Ermüdung vor. Die Mitarbeitenden können sich besser konzentrieren und es passieren weniger Fehler. Bei kleinteiligen Montagen wie in der Feinmechanik ist helles Licht notwendig, jedoch darf es nicht blenden. Bei groben Arbeiten kann zu helles Licht sogar störend sein, da das Auge durch die größere Flächenfokussierung mehr Licht auf die Netzhaut bekommt. Ist das Licht zu intensiv, kann das Auge schnell überanstrengt sein. Eine gute Lichtgestaltung der Hauptlampen oder zusätzliche Lichtquellen direkt am Arbeitsplatz können das optimale Licht gewährleisten.

 

Maschinen und Werkzeuge

Die Ergonomie am Montagearbeitsplatz beinhaltet auch die richtige Bedienung von Maschinen und Werkzeugen. Allen Mitarbeitenden sollte es möglich sein, Arbeitsmittel auf angenehme Art zu verwenden. Ergonomische Werkzeuge erfüllen bestimmte Kriterien:

  • Sie sind einfach in der Anwendung.
  • Sie liegen gut in der Hand.
  • Sie bieten einen angenehmen und rutschfesten Griff.
  • Sie können sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand bedient werden.

Sind diese Kriterien erfüllt, können Ermüdungserscheinungen bei den Mitarbeitenden vermieden werden. Schmerzende und angespannte Hände sollten keine häufigen Symptome bei der täglichen Arbeit sein. Durch ergonomische Werkzeuge ermüden Sehnen und Gelenke langsamer und bleiben länger leistungsfähig.

Für Maschinen gelten ähnliche Bedingungen. Es ist wichtig, darauf zu achten, in welcher Körperhaltung die Mitarbeitenden die Maschine bedienen.

Wenn die Arbeit im Stehen an der Maschine erfolgt, sollten Stehhilfen bereitgestellt werden, um die Arbeit zu erleichtern. Idealerweise verfügen die Bedienelemente der Maschinen über eine Höhenverstellung, um sich an die Körpergröße der Mitarbeitenden anzupassen. Ist dies nicht möglich, können höhenverstellbare Hochstühle an Maschinenarbeitsplätzen eine gute Alternative sein, um die Arbeitshöhe von Mitarbeitenden und Maschine auszugleichen.

Die Benutzerfreundlichkeit von Werkzeugen und Maschinen darf nicht vernachlässigt werden. Eine einfache Bedienung führt zu hochwertigen Arbeitsergebnissen, denn wer sich auf seine Arbeitsmittel verlassen kann, konzentriert sich besser auf die eigentliche Arbeit. Schwierige Bedienelemente oder schwergängige Werkzeuge lenken von der eigentlichen Aufgabe ab und können sogar Frustration verursachen, was sich negativ auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden auswirken kann.

 

Ideale Bedingungen für beste Arbeitsergebnisse

Am Montagearbeitsplatz werden die Produkte Ihres Unternehmens gefertigt. Dort wird die Qualität dieser Produkte maßgeblich beeinflusst. Zufriedene und ausgeglichene Mitarbeitende sind in der Lage, ihr Können bestmöglich einzusetzen und eine sehr hohe Qualität zu liefern. Neben einem angenehmen Betriebsklima und einer gerechten Entlohnung spielen die Arbeitsbedingungen eine entscheidende Rolle für die Qualität der Arbeit.

Hochwertige Produkte entstehen durch motivierte und konzentrierte Mitarbeitende. Daher ist es besonders wichtig, dafür zu sorgen, dass sich Ihre Beschäftigten am Montagearbeitsplatz den ganzen Arbeitstag über wohlfühlen und keine Beeinträchtigungen mit nach Hause nehmen. 

Durch die Einrichtung ergonomischer Montagearbeitsplätze können Sie das Risiko von Frustration und Beschwerden am Arbeitsplatz reduzieren, denn wenn der Arbeitsplatz auf die Beschäftigten abgestimmt ist, geht ihnen die Arbeit viel leichter von der Hand.

Angenehmes und effizientes Arbeiten in der Montage ist ein Wettbewerbsvorteil! Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihre Arbeitsplätze mitarbeiterfreundlich und ergonomisch zu gestalten. 

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