Ergonomie, Stehilfen/ (Sattel-) Hocker
24.09.2018

Ergonomische Steharbeitsplätze richtig planen

So geht's

Wer am Arbeitsplatz ununterbrochen steht, verlangt seinem Körper Höchstleistungen ab. Die Arbeit ist nicht nur körperlich, sondern auch geistig sehr anstrengend. Wenn das ständige Stehen zur Belastung wird, leiden nicht nur Beine und Rücken, sondern auch die Motivation, Effizienz und Arbeitsqualität darunter. Es können auch dauerhafte körperliche Schäden durch diese starke Belastung entstehen. 

Laut einer BIBB/BAUA-Erwerbstätigenbefragung 2005/2006 waren 56,4 % der 31,1 Millionen Beschäftigten in Deutschland von Steharbeit betroffen. Etwa ein Viertel davon empfand das Stehen als Belastung. Das bedeutet, etwa 5,7 Millionen Erwerbstätige arbeiteten unter für sie unangenehmen Bedingungen. 

Steharbeit kommt in vielen Branchen vor, allen voran in der Baubranche, deren Beschäftigte zu 92,9 % von Steharbeit betroffen sind. Darauf folgen Fertigung, Dienstleistung, Verwaltung und Technik. Vor allem in der Fertigung (31,3 %) und in der Dienstleistung (24,2 %) fühlen sich die Mitarbeitenden durch ihre Zwangshaltung belastet. Arbeitgeber können diesem Problem entgegenwirken, indem sie die Steharbeitsplätze ergonomisch gestalten. Wie das im Detail funktioniert, zeigen wir Ihnen hier.

 

Wenn Stehen zur Belastung wird: Die Folgen von Steharbeit

Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt, sich zu bewegen. Der Körper bleibt nur gesund, wenn er abwechselnd sitzt, steht, läuft und liegt. Wenn er dagegen stundenlang in einer Zwangshaltung verharrt, wird er einer unnatürlichen Belastung ausgesetzt. 

Beim Stehen leidet besonders der Kreislauf darunter, da die Venen in den Beinen das Blut entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen pumpen müssen. Damit das Blut nach oben fließt, muss hoher Druck in den Adern aufgebaut werden. Wenn dies den ganzen Tag über geschieht, können die Gefäßwände und Venenklappen geschwächt werden. Die Folge können Krampfadern und Durchblutungsstörungen sein.

Nicht nur die Venen, sondern auch Gelenke, Knochen und Muskeln werden bei langem Stehen stark beansprucht. Die mangelnde Bewegung im Stehen führt dazu, dass die Bandscheiben ständig zwischen den Wirbeln zusammengedrückt sind und sich nicht durch verschiedene Haltungen regenerieren können. Dies kann zu Bandscheibenvorfällen oder abgenutzten Wirbeln führen, was mit starken Schmerzen verbunden ist.

Muskelverspannungen im Nacken und Rücken aufgrund der statischen Haltung können ebenfalls schmerzhaft sein und zu chronischen Problemen führen. Knieprobleme und Plattfüße sind weitere Folgen von langer Steharbeit.

 

Ergonomie am Steharbeitsplatz – Die richtige Planung

Nur ein gut geplanter ergonomischer Steharbeitsplatz ermöglicht uneingeschränkt gesundes Arbeiten. Die Planung des Arbeitsplatzes ist dabei entscheidend. Es kann erforderlich sein, den Raum umzugestalten oder den Arbeitsplatz neu zu konzipieren, um die Platzverhältnisse optimal zu nutzen. Durch eine sorgfältige Planung können Sie Fehlkäufe vermeiden und eine reibungslose Umstrukturierung gewährleisten.

 

Der Bedarf

Zu Beginn der Planung stellen Sie zunächst fest, wie viele Arbeitsplätze von belastender Steharbeit betroffen sind. Es ist ratsam, Arbeitsplätze, bei denen das Stehen länger als 2,5 Stunden am Stück erforderlich ist, angenehmer zu gestalten. Für längeres Stehen sollten unbedingt Maßnahmen ergriffen werden. Haben Sie festgestellt, wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, folgt der nächste Schritt.

 

Die Aufgaben

Bevor der Arbeitsplatz umgestaltet wird, sollten Sie zunächst prüfen, ob Sie an der Arbeit selbst etwas ändern können. Hier helfen folgende Fragen: 

  • Ist Stehen für diese Arbeit unvermeidbar?
  • Ist die Haltung der Mitarbeitenden stets gleich?
  • Sind die Mitarbeitenden ausschließlich an ihrem Steharbeitsplatz tätig, sodass langes Stehen nicht vermieden werden kann?

Wenn Sie diese Fragen mit „Nein“ beantworten können, kann eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes zwar zum Wohlbefinden beitragen, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Stattdessen könnte der Steharbeitsplatz durch einen Sitzarbeitsplatz ersetzt oder die Bewegungsabläufe verändert werden. Sind Sie unsicher, ob die Arbeit dennoch eine Belastung für die Mitarbeitenden darstellt, suchen Sie das Gespräch mit ihnen.

Wenn Sie die Fragen mit „Ja“ beantworten, sind Maßnahmen erforderlich. Wenn das Stehen unvermeidbar ist, sollte die Arbeit entweder viel Bewegung und großen Raum bieten oder nicht lange andauern. Die Lösung ist eine Umstrukturierung der Arbeitsaufgaben, sodass zwischen Stehen, Sitzen und Gehen gewechselt werden kann. Dazu gehören auch regelmäßige Pausen, in denen die Mitarbeitenden etwas gehen, die Beine hochlegen oder bequem sitzen können. Der Wechsel der Tätigkeiten oder eine Mischung aus verschiedenen Aufgaben entlastet nicht nur den Körper, sondern erfrischt auch den Geist.

 

Der Arbeitsplatz

Haben Sie im vorigen Abschnitt die letzte Frage mit „Ja“ beantwortet, sollten Sie unbedingt Maßnahmen zur Umgestaltung des Arbeitsplatzes planen. Wenn langes Stehen unvermeidbar ist, sollten Sie ergonomische Steharbeitsplätze einrichten, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen.

Berücksichtigen Sie dabei sowohl den Boden als auch die Arbeitsmittel. Wenn der Bodenbelag elastisch ist, verringert sich die Belastung auf Muskeln und Skelett. Sie können entweder einen fest installierten Bodenbelag nutzen oder mobile Matten verwenden, gerade wenn sich die Steharbeitsplätze voraussichtlich häufiger verschieben. 

Ein guter Boden allein genügt aber nicht. Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeitenden festes Schuhwerk mit einem unterstützenden Fußbett und flexibler Weitenregulierung tragen. Denken Sie darüber nach, ob Sie ihnen das entsprechende Schuhwerk zur Verfügung stellen möchten.

Neben dem Bodenbelag sind die Arbeitsmittel entscheidend. Egal, ob es sich um eine Maschine, einen Tresen oder einen Tisch handelt: Ideal ist es, wenn die Arbeitshöhe individuell auf die Körpergröße der Mitarbeitenden einstellbar ist. So kann die Arbeit bequem in Ellbogenhöhe durchgeführt werden. Beachten Sie auch vorhandene Arbeitsmittel bei Ihrer Planung. Wenn Maschinen oder Tische nicht höhenverstellbar sind, sollten Sie prüfen, ob eine Umrüstung möglich ist. Ist das nicht der Fall, ist über eine Neuanschaffung nachzudenken.

Eine Stehhilfe kann zusätzliche Entlastung für die Beine bieten, ersetzt jedoch nicht die Notwendigkeit von Sitzpausen. Hierfür ist genügend Beinfreiheit nötig. Die Arbeiten müssen auf Armlänge ausführbar sein. Wenn genügend Platz vorhanden ist, empfehlen wir entweder eine Stehhilfe für jeden Arbeitsplatz oder eine Stehhilfe, die von zwei Arbeitsplätzen verwendet werden kann, um das Wechseln zwischen Stehen und Sitzen zu ermöglichen. Einige gute Empfehlungen finden Sie weiter unten.

 

Das Umfeld

Ganz gleich, ob es sich um einen Sitz- oder Steharbeitsplatz handelt, für das Wohlbefinden der Beschäftigten sind neben leicht bedienbaren und erreichbaren Arbeitsmitteln, bequemen Stühlen oder Stehhilfen und einem passenden Boden auch gutes Licht und angenehme Temperaturen von Bedeutung. Mehr über die Gestaltung ergonomischer Produktionsarbeitsplätze lesen Sie hier.

 

Die Stehhilfe: Unterstützung bei der Steharbeit

Wer Steharbeitsplätze ergonomisch einrichten möchte, kommt an dem Thema Stehhilfe nicht vorbei. Sie ersetzt nicht das Sitzen, aber sie kann Erleichterung bringen und die Belastung durch Steharbeit verringern. Eine Stehhilfe entlastet die Beine und Füße, ohne die Blutzirkulation zu behindern. 

Möchten Sie Stehhilfen anschaffen, stehen Sie vor der Wahl des passenden Modells. Welche Stehhilfe die richtige ist, entscheiden maßgebend die Mitarbeitenden selbst durch ihre Arbeitshaltung, das Arbeitsumfeld und die Platzverhältnisse.

Die Stehhilfe FIN ist eine Neuheit für die Steharbeit. Sie wurde speziell für ergonomisches Stehen entwickelt und erfüllt alle Anforderungen, die ein Arbeitsplatz stellen kann. Sie eignet sich gleichermaßen für Industrie, Handel, Praxen oder Büros.

Die Stehhilfen FLEX sind vielseitige Allrounder, die auch auf Stuhlniveau heruntergefahren werden können. Sie sind ideal, wenn Mitarbeitende flexibel zwischen Stehen und Sitzen wechseln können.

Die Stehhilfe 9454  bieten zahlreiche verschiedene Fußvarianten, um unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. Mit der passenden Fußstütze ist auch kurzzeitiges Sitzen möglich.

 

Der gesunde Steharbeitsplatz – einfacher als gedacht

Nachdem Sie alle Anschaffungen und Umstrukturierungen bedacht haben, erstellen Sie eine Liste mit den erforderlichen Maßnahmen. Holen Sie Angebote ein und gehen Sie das Projekt an. Die Folgen werden zufriedenere und gesündere Mitarbeitende mit weniger Fehltagen und hoher Motivation sein. Damit dies langfristig erreicht werden kann, sollten sie zusätzlich im Umgang mit Stehhilfen und der Steharbeit geschult werden. Berücksichtigen Sie auch diesen Aspekt bei Ihrer Planung, damit Ihre Umstrukturierung für mehr Ergonomie am Arbeitsplatz ein Erfolg wird.

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